Frauen, die keine Lust auf Hormone haben, probieren oft Verhütungs-PCs aus. Doch sind die zuverlässig?
Sie heißen "Persona", "Lady-Comp" oder "Pearly" und geben Auskunft darüber, wann die Anwenderin schwanger werden kann. An fruchtbaren Tagen gibt's entweder keinen
Video: Verhütungscomputer Persona
Das klingt zunächst einmal sehr plausibel: Warum soll frau den kompletten
Temperatur messen und Urin testen
Die meisten Verhütungs- bzw. Zykluscomputer funktionieren über Temperatur- oder Hormonmessung. Einige Geräte kombinieren auch beide Methoden miteinander. Die Körpertemperatur wird morgens nach dem Aufwachen gemessen und im Computer gespeichert. Es handelt sich dabei um die so genannte "Basaltemperatur", die sich mit dem weiblichen Menstruationszyklus verändert. Vor dem Eisprung steigt sie zum Beispiel leicht an.
Für die Hormonbestimmung sind die körpereigenen Stoffe LH (Luteinisierendes Hormon) und E3G (Estron-3-Glucoronid) wichtig: Ihr Vorkommen wird durch Messung mit Teststäbchen im Morgen-Urin bestimmt und vom Zykluscomputer ausgewertet. Eine hohe Konzentration von Estradiol und LH weist auf einen baldigen Eisprung hin.
Anfangs wenig Sex
In den ersten Monaten müssen sich Verhütungscomputer noch mit dem individuellen Monatszyklus einer Frau vertraut machen und zeigen deshalb meist mehr "gefährliche" Tage an, als eine Frau fruchtbar sein kann (manchmal mehr als 20). Nach den ersten paar Zyklen wird die Angabe konkreter und es muss nur noch an bis zu zwölf Tagen im Monat enthaltsam gelebt oder anderweitig verhütet werden.
Die Hersteller von Verhütungscomputern empfehlen Anwenderinnen, sich vor dem Einsatz der Geräte eingehend mit dem eigenen Zyklus und Techniken natürlicher Familienplanung auseinander zu setzen. Denn wer versteht, was genau in seinem Körper passiert, kann sich zusätzlich selbst beobachten, im Zweifelsfall zusätzlich verhüten und so die Sicherheit der natürlichen Methode erhöhen.
Hoher Unsicherheitsfaktor
Genau wie jedes andere Verhütungsmittel kann auch ein Zykluscomputer falsch angewendet werden. Temperaturmessungen zu einer abweichenden Tageszeit, das Vergessen einer Hormonbestimmung sowie technische Fehler können die Sicherheit zum Beispiel extrem beinträchtigen. Manchmal liegt aber auch der Computer mit seinen Prognosen daneben. Er ist schließlich nicht mit dem Körper vernetzt und richtet sich nur nach wenigen Messwerten.
In der Praxis gehen Experten von einem Pearl-Index (PI) zwischen 3,8 und zehn aus, das heißt, von 100 Frauen, die die Methode ein Jahr lang anwenden, werden zwischen 3,8 und zehn trotzdem schwanger. Ein hoher Wert! Zum Vergleich: Die Anti-Baby-Pille hat einen Pearl-Index zwischen 0,1 und 0,9, beim Vaginalring pendelt der PI zwischen 0,4 und 0,64.
Am sichersten ist Enthaltsamkeit
Der Hersteller des Zykluscomputers "Persona", der mit Hormonbestimmung arbeitet, gibt eine Zuverlässigkeit von 94 Prozent an. Das entspricht einem Pearl-Index von sechs. Dieser gilt aber nur, wenn das Gerät richtig eingesetzt und während der angezeigten fruchtbaren Tage komplett auf Geschlechtsverkehr verzichtet wird. Verwendet ein Paar in der "kritischen" Zeit beispielsweise Kondome oder ein Diaphragma, so steigt der PI erheblich - die Wahrscheinlichkeit, an den fruchtbaren Tagen schwanger zu werden, ist schließlich auch unter Anwendung solcher Barrieremethoden nicht gleich Null.
Neben der recht geringen Sicherheit haben die Geräte ein weiteres Manko: Es gibt viele Frauen, für die ein Verhütungscomputer gar nicht in Frage kommt. Wer einen Zyklus unter 23 oder über 35 Tage Länge hat, gerade ein Kind stillt, Hormonpräparate oder Medikamente einnimmt, die Einfluss auf den Zyklus haben, sich in den Wechseljahren befindet oder an einer Krankheit leidet, die den Hormonhaushalt beeinflusst (zum Beispiel Leber- oder Nierenerkrankungen), kann nicht mit Persona & Co. verhüten.
Normaler Zyklus ist Voraussetzung
Nach einer
Dass ein Verhütungscomputer die Pille ersetzen kann, ist also eher ein Gerücht. Frauen, die unter keinen Umständen schwanger werden wollen, sollten sich für ein sichereres - im Zweifelsfall hormonelles - Verhütungsmittel entscheiden.
Wer schon ein Gerät angeschafft hat, sollte es einfach für später aufbewahren: Für die
Erschienen in der Serie "Mythos Verhütung":
>> "Während der Tage wird man nicht schwanger"
>> "Stillen wirkt wie ein Verhütungsmittel"
>> "Coca Cola verhindert eine Schwangerschaft"
>> "Nach der Pille wird man nicht gleich schwanger"
>> "Die Pille macht dick"
>> "Hormone sind Lustkiller"
>> "Mit Coitus interruptus verhütet man sicher"
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