Liebe & Lust

Sarah Jessica Parker über BHs und Emanzipation

MONTAG, 12.11.2018

Wir haben mit Stilikone Sarah Jessica Parker über Modetrends und Emanzipation gesprochen. 

Sind sichtbare Dessous Emanzipation oder erfolgreicher Sexismus?

Macht man sich freiwillig zum Lustobjekt, wenn man als Frau seinen BH zeigt, oder ist das Feminismus, der unseren freien Willen unterstreicht? Wir haben Stilikone Sarah Jessica Parker danach gefragt.

Es ist nicht ganz leicht, sich in der hier gestellten Frage für eine Seite zu entscheiden, egal, wie lange man die Argumente gegeneinander aufwiegt: Ist es Selbstbestimmung, wenn ein T-Shirt so tief ausgeschnitten ist, dass man schon den BH sehen kann oder ist das der beste Weg zur Sexualisierung und Objektivierung der Frau? Kann man Emanzipation an einem Stück Unterwäsche festmachen?

Darum stecken wir Feminismus noch immer ab

Frauen sollen für sich selbst definieren, was schön ist. Und das unterscheidet sich meistens von dem, was sie zu einem einfach gestrickten Objekt der männlichen Fantasie machen könnte. Man denke dabei an Sarah Jessica Parker als Carrie Bradshaw in der Kultserie "Sex and the City", die den sichtbaren BH, mit oder ohne Kleider darüber, für Millionen Frauen zur Selbstverständlichkeit gemacht hat. Denn was Carrie getragen hat, wollten viele andere auch tragen. Das ist noch heute so, auch wenn die Serie rund 20 Jahre alt ist.

Nicht, dass die Serie nicht sowie so etwas ist, über das sich Feministinnen heute streiten: Ist sie ein wichtiger Teil der Post-Feminismus-Bewegung oder war die Story doch zu konventionell, weil Carrie am Ende bei Mr. Big gelandet ist? "Wenn man sich die Show heute, durch eine moderne Brille anguckt, wird einiges vielleicht veraltet aussehen", antwortet Sarah Jessica Parker auf die Frage. "Aber es war eine Show über seine Zeit und seinen Platz, eine Insel in einem Land."

Wieviel Sex steckt in einem BH?

An Carrie Bradshaw, immerhin Stilikone von jetzt schon mindestens zwei Generationen, ist der sichtbare Spitzen-BH – Träger, Verschluss und hier und da auch mal die Körbchen – zum Markenzeichen geworden. Während in einigen Modezeitschriften heute immer noch darüber diskutiert wird, ob das stilistisch total daneben ist, stellen Feministinnen die Frage, ob man damit dem Sexismus nachgibt und sich freiwillig zum Lustobjekt macht.

"Ich fühle mich dadurch befreit", erklärt Sarah Jessica Parker. "Wenn wir in der Serie etwas gemacht haben, dass Carrie und ich modisch gemeinsam hatten, dann waren das die sichtbaren BHs. Darum haben die Stylistin Patricia Field und ich uns zusammen dafür entschieden."

Feminismus ist die freie Wahl

Die Entscheidung den BH nicht zu verstecken, so die Schauspielerin, sei auch die Antwort auf die Frage, ob man als selbstbestimmte Frau einfach so mit sichtbaren Dessous auf die Straße gehen kann, ohne sich damit gleichzeitig zu objektivieren: "Eine unserer wichtigsten Errungenschaften ist die echte, freie Wahl. Auch darüber, wie man als Frau das Haus verlassen möchte. Sich in etwas sicher zu fühlen und anderen mitzuteilen, wer man ist und sie gleichzeitig darin zu bestärken, niemanden zu verurteilen. Das kann man Empowerment nennen."

Sie denkt nach und redet weiter: "Jede Frau muss das Haus angezogen verlassen – so ist zumindest das Gesetz." Dann lacht sie kurz. "Ich wünsche mir, dass jeder das Selbstbewusstsein hätte, dabei auszudrücken, wer sie selbst sind." Mit BH oder ohne, sichtbar oder nicht. Man hat die freie Wahl. Und wer dazu steht, unterwirft sich sicher nicht dem Sexismus.

Feminismus oder Lustobjekt? Wie steht Stilikone Sarah Jessica Parker zum Thema BH zeigen in der Öffentlichkeit?