Wie lange sollte eine junge Mutter zu Hause bleiben? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Eine Umfrage zeigt, was die deutschen Frauen dazu meinen.
Als die französische Justizministerin Rachida Dati Anfang Januar nur fünf Tage nach der Geburt ihrer Tochter Zohra wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte, schlug ihr eine Welle der Empörung entgegen.
Viele Franzosen fanden den Arbeitseifer der 43-Jährigen übertrieben und ungesund, Feministinnen warfen Dati vor, Druck auf andere junge Mütter auszuüben: Wenn eine Frau direkt nach der Geburt schon wieder den anstrengenden Job einer Ministerin wahrnehmen kann - müsste dann nicht jede frisch gebackene Mama nach kürzester Zeit wieder bei ihrem Arbeitgeber auf der Matte stehen?
Was sagen deutsche Frauen dazu?
Das Magazin Myself wollte wissen, wie deutsche Frauen die Relevanz der Babypause einschätzen und gab eine Online-Studie bei dem Marktforschungs-Unternehmen ODC in Auftrag. Ergebnis aus der Befragung von 258 Frauen zwischen 20 und 50 Jahren: 61 Prozent kritisieren den "viel zu frühen" Wiedereinstieg Datis in den Berufsalltag, nur 19 Prozent sehen in der französischen Justizministerin ein Vorbild. Wie in Frankreich ist ein großer Teil der Frauen der Meinung, dass Dati mit ihrem Verhalten andere Frauen unter Druck setze (65%).
Und welchen Zeitraum würden deutsche Frauen dann als Babypause angemessen finden? Mehr als die Hälfte (51%) hält eine Unterbrechung von bis zu einem Jahr für vernünftig. 26 Prozent meinen, dass der perfekte Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg in den Job bei bis zu drei Jahren nach der Geburt liegt. Eine Zeit, nach der es vielen Frauen schwer fallen dürfte, in die Arbeitswelt zurückzufinden.
Kein Fortschritt in den vergangenen zehn Jahren
Einen Fortschritt für Frauen bei der Thematik "Kinder und Karriere" im vergangenen Jahrzehnt sehen übrigens sehr viele Befragten nicht: 40 Prozent sind der Ansicht, dass sich die Situation von berufstätigen Müttern seit 1999 eher verschlechtert hat.
Bei der Diskussion um Dati muss man berücksichtigen, dass die Verhältnisse in punkto Fremdbetreuung von Babys und Kindern etwas anders sind als hierzulande. In Frankreich ist es gesellschaftlich anerkannter, schon Säuglinge ganztags in die Obhut von Krippen und Tagesmütter zu geben.
Gesetzliche Lage in Deutschland
Bekommt eine berufstätige Frau in Deutschland ein Kind, so gehen die meisten Menschen davon aus, dass sie nach der Geburt mindestens ein halbes bis ganzes Jahr zu Hause bleibt. Zwölf Monate lang zahlt der Staat seit Anfang 2007 der Mutter oder dem Vater Elterngeld. Bleibt auch der andere Elternteil mindestens zwei Monate zuhause, so erweitert sich der Gesamt-Bezugszeitraum auf 14 Monate.
Gesetzlich vorgeschrieben sind außerdem 14 Wochen Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen: In den sechs Wochen vor der Entbindung darf die werdende Mama nur auf eigenen Wunsch beschäftigt werden, in den acht Wochen nach der Geburt eines Babys besteht für die junge Mutter absolutes Beschäftigungsverbot.
Anspruch auf Elternzeit
Wann im Anschluss an die acht Wochen der richtige Zeitpunkt für eine Rückkehr in den Arbeitsalltag ist, muss jede berufstätige Mutter selbst entscheiden. Gesetzlich ist geregelt, dass für beide Elternteile - sofern diese Arbeitnehmer sind - ein Anspruch auf Elternzeit bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres ihres Kindes besteht. In dieser Zeit werden die Eltern auf Wunsch unbezahlt von der Arbeit freigestellt und haben die Option, anschließend in das Arbeitsverhältnis zurückzukehren.
Dati legt ihr Amt nieder
Rachida Dati hat übrigens angekündigt, ihr Amt als Ministerin in ein paar Monaten niederzulegen. Doch auch dann wird sie keine "Elternzeit" nehmen: Bei der Europawahl am 7. Juni will die Alleinerziehende bei der Europawahl kandidieren, im Mai beginnt der Wahlkampf.
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