Gesundheit & Ernährung

Nahrungsergänzungsmittel: Sind zu viele Vitamine schädlich?

MITTWOCH, 18.10.2017

Nahrungsergänzungsmittel sollen fit und gesund halten und beim Abnehmen helfen können. Aber sind zu viele Vitamine sogar schädlich und alles andere als hilfreich für den Körper? Experten zweifeln die positive Wirkung der Vitaminpräparate an.

Ob als Pulver, Tabletten oder Dragees – Nahrungsergänzungsmittel gibt es in den verschiedensten Darreichungsformen. Angeblich sollen sie eine Vielzahl an Ernährungsmängeln ausgleichen können. Experten behaupten aber mittlerweile: Eine falsche Anwendung oder Überdosierung kann sogar gefährlich werden.

Nahrungsergänzungsmittel: Medikament oder Lebensmittel?

Auch wenn sie in Apotheken erhältlich und wie Medikamente verpackt sind – das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist explizit darauf hin, dass die Präparate zur Nahrungsergänzung Lebensmittel und keine Arznei sind. Arzneimittel müssen erst ein langwieriges Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie in den Apotheken ausgegeben werden dürfen. Anders verhält sich das bei Nahrungsergänzungsmitteln: Für sie besteht lediglich eine Registrierungspflicht beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Dass die Präparate dabei auch sicher hergestellt werden, überprüfen die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer. 

Gefahren bei Überdosierung und Kombination von Nahrungsergänzungsmitteln

Und wie steht es um die Wirkung? Vitamine sind doch immer gesund, oder? Experten wissen, dass das ein Trugschluss ist. Tatsächlich entscheidet die Menge über die Wirkung der Vitamine: Denn zu viele Vitamine können schädlich sein und sogar deiner Gesundheit schaden. Eine zu hohe Dosis an Vitamin E oder Vitamin A beispielsweise kann zu einer Schädigung der Leber führen. Beachte daher unbedingt die in der Packungsbeilage empfohlene Dosierungsanleitung, wenn du Nahrungsergänzungsmittel nehmen musst!

Vor allem bei der Einnahme mehrerer Präparate kann es außerdem zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen. Wie "DIE WELT" berichtet, führt Experten zufolge eine sehr hohe Eisenaufnahme zu Problemen bei der Verwertung von Zink. Zudem können Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit und Appetitlosigkeit auftreten.

Auch der Lebensstil spielt eine Rolle

Und auch die individuellen Lebensbedingungen haben ihren Anteil daran, dass Nahrungsergänzungsmittel gefährlich werden können. Wie klinische Studien zeigen, kann etwa die tägliche Einnahme von 20 Milligramm Beta-Karotin bei Rauchern nicht nur zu einer Erhöhung des Lungenkrebsrisikos führen, sondern auch deren Sterblichkeitsrate anheben.

Langzeitwirkung: Sind viele Vitamine und Multivitamin-Tabletten schädlich?

Betrachtet man die Langzeit-Bilanz von Vitamin-Nahrungsergänzungsmitteln, kommen noch weitere Risiken hinzu: Wie etwa die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, ergab eine groß angelegte Studie unter 40.000 älteren Frauen, dass jene häufiger durch Krebs oder Herzerkrankungen starben, die über zwanzig Jahre hinweg regelmäßig Multivitaminpräparate zu sich genommen hatten. Bei Männern stellten die Ärzte einer anderen Studie außerdem ein um 17 Prozent höheres Risiko für eine Prostatakrebs-Erkrankung fest.

Nahrungsergänzungsmittel meist unnötig

Eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln halten Experten ohnehin für das Gros der Bevölkerung für nicht empfehlenswert. "Die normale Bevölkerung braucht solche Präparate nicht", erklärt Dr. Helmut Heseker, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). "Wir haben ganzjährig ein großes Angebot an frischem Obst und Gemüse."

Obwohl eine gesunde Ernährung Nahrungsergänzungsmittel also überflüssig mache, werden die Präparate Heseker zufolge vermehrt von Menschen eingenommen, die sich ohnehin schon sehr gesund ernähren. Ärzte stellen dementsprechend inzwischen vermehrt Hypervitaminosen fest – eine Überdosis an Vitaminen. Diese ist allerdings nur durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln möglich. Mit natürlichen Vitaminen ist es laut "Apotheken Umschau" quasi unmöglich, sich zu überdosieren. Nur Schwangere sollten aufpassen: Sie sollten nicht zu viel Leber während der Schwangerschaft essen. "Das darin reichlich enthaltene Vitamin A führt, wenn es in viel zu hohen Dosen aufgenommen wird, möglicherweise zu Fehlbildungen beim Baby", so Professor Achim Bub vom Max-Rubner-Institut für Physiologie und Biochemie.

Für wen sind Vitaminpräpate hilfreich?

Empfehlenswert kann eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln für solche Menschen sein, die einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen haben. Dazu zählen etwa Schwangere, Menschen mit einer Unterernährung oder Patienten, die an einer chronischen Erkrankung leiden. Aber auch Vegetarier sollten zumindest Vitamin B12 zu sich nehmen. Dieses Vitamin ist nur in tierischen Produkten enthalten. Obwohl es relativ lange in der Leber gespeichert werden kann, braucht es mit der Zeit auf. Wenn du denkst, dass du einen Bedarf an Nahrungsergänzungsmittel hast, sprich am besten mit deinem Arzt – er kann beurteilen, ob und welche Vitamine du benötigst.

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