Baumwoll-Windeln kennt jeder. Der neueste Öko-Trend aus Nordamerika dürfte hierzulande noch schwerer zu etablieren sein: auswaschbare Binden und Mini-Cups als Tamponersatz.
Das kanadische Unternehmen lunapads.com hat eine ansprechende Webseite: Umgeben von fröhlichen Rosa- und Grüntönen werden ebenfalls sehr farbenfrohe Produkte angeboten. Sieht so aus, als könnten sich jede Menge Girlies hierher verirren.
Nur, dass die Produkte, um die es geht, etwas gewöhnungsbedürftig sind: Binden in allen Formen und Farben, aus 100 Prozent Baumwolle, auswaschbar und wiederverwendbar. Und "Cups", die direkt im Körper die Menstruationsflüssigkeit sammeln und dann einfach ausgeleert werden können.
Den Körper besser verstehen
Sie finden das eklig? Das Unternehmen beschwört, dass diese Art der Monatshygiene jeder Frau "ein wundervolles Gefühl von Freiheit und Selbstversorgung" beschert. Und nicht nur das: Lunapads zu benutzen sei eine "erhellende Erfahrung, die mit Liebe zum eigenen Körper und dem Verstehen seiner Funktionen und Abläufe" zu tun habe. Klingt ganz schön hochgesteckt für ein Produkt, das frau an den unangenehmsten Tagen des Monats behilflich sein soll.
Auch das Argument, die Regel sei "ein Symbol für die weibliche Fähigkeit, Leben zu schaffen", und solle deshalb nicht wie Müll behandelt werden, hört sich etwas übertrieben an.
Monatshygiene mal anders
Süß sehen die Binden aus bunter und zum Teil biologisch angebauter Baumwolle dann aber doch irgendwie aus. Nach Angabe des Herstellers werden sie mit kleinen Druckknöpfen im Slip befestigt und bestehen aus zwei Teilen, so dass tagsüber nur das obere Teil, der so genannte "Liner", gewechselt werden muss.
Unterwegs dient ein Extra-Beutel als Aufbewahrung. Gewaschen wird zuhause: Erst müssen die Stoffeinlagen mit kaltem Wasser ausgespült werden, anschließend kommen sie in die Waschmaschine.
Ein Cup ist da weniger aufwändig zu pflegen: Er besteht aus Silikon oder Latex und wird zu Beginn der Regel in die Vagina eingeführt, wo er sich im besten Fall anatomisch perfekt einpasst und bis zu 30 Milliliter Blut auffängt. Dank eines Rückholstabs kann er jederzeit ausgeleert, gereinigt und wieder eingesetzt werden. Am Ende der Periode wird er ausgekocht oder anderweitig desinfiziert.
Geld sparen und die Umwelt schonen
Etwas extrem klingt das alles schon. Auf der anderen Seite kann man sich vorstellen, wie viel Müll frau mit wiederverwendbarer Menstruations-Hygiene vermeiden kann.
Lunapads und andere Anbieter werben außerdem mit weiteren gesundheitlichen und finanziellen Vorzügen: "Schützen Sie Ihre empfindlichsten Körperzonen vor Chemikalien und Plastik, erlauben Sie Ihrem Blut, natürlich zu fließen, lassen Sie Ihre Haut atmen". Wer sich einmal mit einem Grundstock an Binden & Co. eindecke, könne diese bis zu fünf Jahre lang verwenden und spare in dieser Zeit bis zu 1.000 US-Dollar (umgerechnet etwa 800 Euro).
Trend aus Übersee
In den USA, Kanada und Australien scheinen sich etliche Frauen von diesen Argumenten überzeugen zu lassen. Dem Angebot und den trendy Webseiten-Layouts nach zu schließen gibt es dort bereits eine gute Nachfrage.
Zu uns ist der Trend bislang noch nicht geschwappt. Wer im Internet nach deutschsprachigen Seiten sucht, die entsprechenden Hygieneprodukte vertreiben, landet entweder auf biederen Homepages, die an Orthopädie-Fachgeschäfte erinnern - und höchstens ein oder zwei Produkte im Angebot haben - oder in den Foren von Öko-Portalen wie utopia.de.
Dort raten umweltorientierte Userinnen anderen Frauen zu den auch hierzulande erhältlichen "Menstruations-Tassen" - der deutsche Begriff für Cups. Oder sie empfehlen für das bessere Umwelt- und Gesundheitsgewissen Öko-Tampons und -Binden aus dem Bioladen oder der Drogerie.
Vielleicht ist es tatsächlich nur eine Frage der Zeit, bis die lustigen Baumwoll-Binden auch den europäischen Markt erobern - ein kleiner Teil des Lunapads-Sortiments ist bereits unter www.safer-fun.de erhältlich.
Mehr Infos:
www.lunapads.com
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