Nach Kampagnen wie #MeToo oder #Timesup erobert nun der Hashtag #wheniwas die sozialen Medien. Darunter berichten Betroffene von ihren Missbrauchserfahrungen als Kinder. Eine Entwicklung, die bewusst macht, wie viel sich in der Gesellschaft noch ändern muss.
Obwohl immer mehr Betroffene sexuelle Belästigungen öffentlich machen, bleiben die Konsequenzen für die Täter oft aus. Jüngstes Beispiel ist die Berufung des Juristen Brett Kavanaugh an den Obersten Gerichtshof der USA, trotz mehrerer Vergewaltigungsvorwürfe. Schweigen kommt für viele dennoch nicht in Frage. Sie erzählen nun unter dem Hashtag #wheniwas, wie früh sie bereits mit sexueller Gewalt konfrontiert wurden.
#wheniwas: Sexuelle Belästigung fängt früh an
2016 ging der Hashtag #wheniwas, zu Deutsch "Als ich (x Jahre alt) war", das erste Mal viral, doch aktuell erlebt er seinen digitalen Höhepunkt auf Twitter. Bewirkt hat das die britische Onlineplattform Everyday Sexism Project. Auf dieser können Frauen ihre Erfahrungen mit Sexismus und sexualisierter Gewalt per Mail oder über die sozialen Medien dokumentieren. Mit dem wiederentdeckten Hashtag will das Onlineprojekt darauf aufmerksam machen, wie verbreitet das Problem ist und wie früh viele Frauen diesbezüglich negative Erfahrungen machen.
Join us in using #wheniwas to share your first experience of sexual harassment or assault and prove how prevalent the problem is and how early it starts
— EverydaySexism (@EverydaySexism) 8. Oktober 2018
Wenn Lehrer wegschauen
Eine erschreckende Erkenntnis der #wheniwas-Kampagne: Viele Geschichten spielen sich im schulischen Umfeld ab. Die Täter sind zumeist männliche Mitschüler und die Erwachsenen nehmen die Situationen oft nicht ernst. Eine Betroffene berichtet davon, wie die Jungen in ihrer Schule die BHs der Mädchen mit Linealen oder langen Ästen öffneten. Die Lehrer reagierten auf die Beschwerden mit einem lapidaren "die mögen euch halt".
Aber auch im Freundes- und Familienkreis kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Kinder.
#WhenIwas in school, boys used to play a *game* that involved opening girls' bras from the back with long rulers/sticks. When we complained, teachers said "oh it's just because they *like* you". @EverydaySexism #belikeable
— Dr Liiri Oja (@liirioja) 8. Oktober 2018
#Wheniwas 12 verlangte ein Jungpfarrer auf einer Familienfreizeit(!) von meiner Freundin&mir, ihm die Beine einzucremen. Er trug keine Unterhose und ich sah damals zum 1. mal einen Ständer.
— ♀️ (@GiesingGirl2702) 8. Oktober 2018
Hatte gehofft, in den letzten 29 Jahren hätte sich was geändert, aber... siehe #wheniwas: https://t.co/0cqEvDiES0
Inzwischen melden sich auch einige Männer unter #wheniwas zu Wort, entweder um von ihren eigenen Kindheitserfahrungen mit sexueller Gewalt zu sprechen oder um hervorzuheben, dass patriarchalische Gesellschaftsstrukturen ein solches Verhalten ermutigen.

izusek/Getty Images
#wheniwas trendet bei Twitter