Sex gegen Geld, um das Studium finanzieren zu können? Das gibt's auch in Deutschland. Der Tatsachenbericht einer Kunststudentin soll wachrütteln.
Vor nicht allzu langer Zeit ging ein Aufschrei durch die Medien: Geschätzte 40.000 französische Studentinnen, so hieß es, würden - zumindest gelegentlich - anschaffen gehen oder als Stripperinnen arbeiten, um ihre Ausbildung zu finanzieren. Tendenz steigend. Hohe Mieten und Studiengebühren seien Schuld daran, dass immer mehr Studenten in Frankreich am Rande der Armut leben müssten. Die Prostitution sei da eine schnelle und effiziente Geldquelle.
Studentische Prostitution keine Randerscheinung
Für Deutschland liegen keine Schätzungen vor, das Deutsche Studentenwerk glaubt aber, dass hierzulande nur wenige Studentinnen den Schritt ins Sex-Geschäft wagen. Alexandra Aden, Autorin des neu erschienenen Buches "Und nach der Vorlesung ins Bordell. Bekenntnisse einer deutschen Kunststudentin" (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9,90 Euro), ist da anderer Meinung. Sie selbst arbeitete neben ihrem Studium in Hannover sechs Jahre lang als Prostituierte und lernte viele Studentinnen kennen, die das Gleiche taten.
"Ich war Mitte zwanzig und hatte gerade mein Studium begonnen. Und damit begann meine sechsjährige Tätigkeit als Teilzeit-Hure. Um es gleich zu sagen: Es hat mir nicht geschadet, und ich habe es nie bereut", schreibt Aden. Nach Autoren-Kollegin Sonia Rossi, die mit dem Buch "Fucking Berlin" (Ullstein, 8,95 Euro) im vergangenen Sommer Furore machte, ist Aden bereits die zweite studentische Ex-Prostituierte, die ihre zwiespältige Lebensgeschichte zu Papier gebracht hat.
Geldsorgen als Auslöser
Als ihr Freund, der sie mitfinanziert hatte, sich nach langjähriger Beziehung von ihr trennte, schlitterte Alexandra Aden mit Mitte 20 in eine finanzielle Krise. Um ihren Lebensstil aufrecht erhalten zu können, antwortete die Kunstgeschichts-Studentin auf eine Zeitungsannonce, in der junge Prostituierte gesucht wurden. Kurze Zeit später begann sie ein Leben zwischen Hörsaal und Etablissement. Sie verkaufte ihren Körper, um die Miete zahlen zu können - und fand Gefallen am schnell verdienten Geld, an spannenden Begegnungen und neuen sexuellen Erfahrungen.
Doch was unbeschwert begann, wurde mit der Zeit zu einem Konflikt zwischen zwei Welten. Aden verliebte sich in einen Uni-Professor, verschwieg ihm aber ihr Doppelleben. Als er sich gegen sie entschied, stürzte sie ab: Depressionen, Alkohol und wahllose sexuelle Begegnungen dominierten ihre Nächte.
Glücklicher Ausstieg
Aber die junge Frau schaffte es, dem Strudel zu entkommen, rappelte sich auf - und lernte schließlich ihren zukünftigen Mann kennen, dem sie von Anfang an reinen Wein einschenkte. Eine kleine Erbschaft half ihr, den Ausstieg aus der Prostitution zu finanzieren. Heute ist Aden glücklich verheiratet, trägt einen Doktortitel und arbeitet als Freiberuflerin im Kulturmanagement.
Über das Doppelleben, das sie sechs Jahre lang führte, hat sie ein unverblümtes Buch geschrieben, das vor allem eines zeigen soll: Studentische Prostitution ist keine Randerscheinung, sondern wird - nicht zuletzt wegen Studiengebühren und steigenden Lebenshaltungskosten - immer populärer. Das Internet bietet heute zudem ein anonymes Forum für einschlägige Verabredungen.
Doppelleben ohne Spätfolgen
Alexandra Aden blickt ohne Reue auf ihre Studienzeit zurück. Heute lebt sie das bürgerliche Leben, von dem sie immer geträumt hat: mit einem liebenden Ehemann und ohne finanzielle Sorgen. Doch nicht jeder hat solch ein Glück. Das weiß auch Aden, und aus diesem Grund idealisiert sie ihre Geschichte nicht, sondern sagt dem Leser klipp und klar, dass sich ihr Leben auch anders hätte entwickeln können.
Web-Tipp: "Wir Huren sind etwas Besonderes"
Lesen Sie einen Bericht über eine Frau, die 20 Jahre lang im Sex-Gewerbe arbeitete und sich heute in der Bremer Prostituierten-Beratungsstelle "Nitribitt" engagiert. Hier geht's zum Artikel auf der fem-Partnerwebseite Miss Tilly.
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