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Schwiegermütter: Freud und LeidFeindliche Übernahme

MITTWOCH, 19.11.2008

Wenn Schwiegermütter ihre Schwerter wetzen, stehen Frauen oft allein da. Das muss nicht sein. Tipps und Tricks für ein friedliches Verhältnis.

In der Medizin ist eine "Schwiegermutter" eine Klammer, die sich mit vier spitzen Haken in einen elastischen Verband krallt. Auch sonst haben Schwiegermütter ein problematisches Image: Auf der Leinwand wurde Jennifer Lopez in "Das Schwieger-Monster" von einer wahnsinnigen Jane Fonda gequält, Witze, wie "Was heißt Schwiegermutter auf Französisch? Le Grand Malheur!" machen nicht nur unter Newly-Weds die Runde.

Die böse Schwiegermutter

Laut einer repräsentativen Umfrage der Zeitschrift freundin meinen 16 Prozent aller verheirateten Frauen, dass die Mutter ihres Partners sich zu sehr einmischt. Jede vierte Frau glaubt, ihre Schwiegermutter habe sich eine andere Partnerin für ihren Sohn gewünscht. Für 28 Prozent ist klar: Die Beziehung zum Partner leidet unter dem Verhältnis zwischen Schwiegertochter und -mutter.

Ruth Gall, Leiterin der "Selbsthilfe-Initiative für Schwiegertöchter" und Autorin des Buches "Wege aus der Schwiegermutter-Falle", kennt das Problem nur zu gut. "95 Prozent der Hilfesuchenden kommen wegen ständiger Überwachung und Bevormundung zu mir. 80 Prozent sagen, dass sie von ihrer Schwiegermutter abgelehnt werden." Auch ganz oben auf der Liste: üble Nachrede, Einmischen in Kindererziehung und Haushalt. Und natürlich wissen fast alle Schwiegermütter besser, was der Sohn braucht. 

Mobbing und andere Boshaftigkeiten

Einige praktizieren sogar regelrechtes Mobbing, treiben die Partnerin ihres Sohnes an den Rand der Verzweiflung: "Da gibt es bis zu 70 Anrufe am Tag, um zu kontrollieren, ob die Schwiegertochter auch brav daheim ist, was sie gerade tut - garniert mit Tipps wie sie es besser machen kann", erzählt Ruth Gall.

Und das ist nach Beobachtungen der Expertin noch längst nicht alles: Unterschwellige Kritik wie "Mein lieber Junge, du siehst aber blass aus. Bekommst du von deiner Frau nichts Gescheites zu essen?" sei keine Seltenheit. In extremen Fällen werde sogar die Post des jungen Paares gelesen und zensiert oder die Schwiegertochter verleumdet. "Das geht von 'Sie lässt Ihren Haushalt total verkommen' über 'Sie will mich mit ihrem Fraß vergiften' bis zu 'Sie misshandelt ihre Kinder'", so Gall über das Ausmaß übler Nachrede.

Wege aus der Krise

Seit 13 Jahren versucht die Augsburgerin, betroffenen Frauen zu helfen. Denn ständiger Streit mit der Schwiegermutter kann zu physischen und psychischen Krankheiten führen. Damit es nicht erst soweit kommt, empfiehlt Gall, sich fünf Punkte bewusst zu machen:

•    Ihre Schwiegermutter muss Sie nicht lieben, das gilt andersherum genauso! Ein normaler Umgang reicht bei dieser Zwangsverwandtschaft völlig aus.
•    Sie sind nicht zuständig dafür, dass in der Familie Harmonie herrscht.
•    Wenn Sie abgelehnt werden, nehmen Sie das als Tatsache an! Wer Sie nicht mögen will, tut das auch nicht, wenn Sie noch so sehr darum buhlen.
•    Ziehen Sie konsequent Ihre Grenzen: Es ist seine Mutter, nicht Ihre. Sie sind nicht für die Launen der Schwiegermutter verantwortlich.
•    Sagen Sie Ihre Meinung, wenn Ihre Schwiegermutter ihre Kompetenzen überschreitet.

Nicht jede Schwiegermutter ist ein Monster

Auslöser vieler Probleme ist der Rollenkonflikt. Manchen Müttern fällt es schwer, ihren Sohn als erwachsenen Mann zu sehen. Für sie ist er immer noch der kleine Junge, der seinen Kartoffelbrei am liebsten mit viel Butter isst. Die Konsequenz daraus sind Fragen à la "Warum kochst du das nicht so wie ich?". Das nervt - vor allem, weil es die Schwiegertochter als unzureichend kategorisiert.

Allerdings darf diese auch nicht gleich jede Frage überbewerten. Oft hilft der Versuch, sich in die Schwiegermutter hinein zu versetzen: Die Hochzeit des Sohnes fällt meist in eine Zeit, die für die Schwiegermutter generell problematisch ist. Sie kommt in die Wechseljahre, altert, die Beziehung zu ihrem Partner ist oft nur noch geprägt durch Routine. In vielen Fällen kommen pflegebedürftige Großeltern dazu, erklärt die Autorin Ruth Eder in ihrem Buch "Die Mutter meines Mannes". Manche Mütter empfänden ihren Sohn dann als das einzig Positive in ihrem Leben und wollten ihn nicht mit einer jüngeren Konkurrentin teilen.

Das Problem Mann

Doch Schwiegermütter sind besser als ihr Ruf. Laut der Zeitschrift freundin sind immerhin zwei Drittel der Befragten zufrieden mit dem Verhältnis zur Mutter ihres Partners und geben an, sich sehr gut mit ihr zu verstehen. Das wichtigste Kriterium für eine positive Beziehung ist der eigene Partner. 94 Prozent der Frauen erwarten, dass er Farbe bekennt und klar hinter ihnen steht. Das Problem: Viele Männer können sich nicht aus den Klammern ihrer Mutter lösen und entziehen sich lieber dem Konflikt. Das verstärkt die Schwierigkeiten, da sich die Frau allein gelassen fühlt und so der Schwiegermutter eine perfekte Angriffsfläche bietet. Also am besten schon vor der Hochzeit klären, ob er ein ganzer Kerl ist und auch vor Mama zu seinen Entscheidungen steht.

Andrea Schlager

Mehr Infos: www.ruth-gall.de



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