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Rebecca Martin: Frühling und soErotische Eskapaden in Berlin

DONNERSTAG, 09.10.2008

Ein erotischer Roman für Frauen - geschrieben von einer 18-Jährigen. Was es mit dem Buch "Frühling und so" auf sich hat.

Raquel führt ein relativ durchschnittliches Mädchenleben. An ihrem zwölften Geburtstag wird sie zum ersten Mal geküsst. Mit dreizehn hat sie ihren ersten Freund, mit vierzehn verliebt sie sich in den drei Jahre älteren Noa.

Als Noa und Raquel sich nach zweieinhalb Jahren Beziehung trennen, beginnt für die nun 16-Jährige ein Jahr der sexuellen Abenteuer: Sie verführt Noas besten Kumpel, den Freund einer Freundin und schleppt einen kolumbianischen Musiker ab, der sie aber zu Tode langweilt. Im Griechenland-Urlaub schläft sie mit einem Barbesitzer, wieder zu Hause lässt sie sich von einem 28-jährigen Typen nach Strich und Faden ausnutzen und sucht sich auch sonst immer wieder Männer, von denen sie keine Liebe erwarten kann.

Sehnsucht nach der großen Liebe

Insgeheim aber sehnt sich Raquel nach der großen Liebe. Als sie ihren Nachbarn Julian kennenlernt, scheint die Erfüllung dieses Wunsches zum Greifen nah. Doch Raquel verbirgt ihre Gefühle vor Julian...

Der Erstlingsroman "Frühling und so" (ANAIS, 9,90 Euro) der 18-jährigen Berlinerin Rebecca Martin begleitet Raquel durch vier Jahreszeiten voller Turbulenzen und sexueller Abenteuer. In kurzen, tagebuchartigen und teils sehr expliziten Sequenzen erfährt die Leserin, wie Raquel Sex und Erotik erlebt. Ein unverkrampftes Romandebüt, das trotz der Thematik nichts Pornografisches an sich hat.

Nach eigenen Angaben wollte Martin "eine Geschichte schreiben, mit der sich junge Mädchen identifizieren können". Das ist ihr sicherlich gelungen - und stellt gleichzeitig das einzige Manko des Romans dar: Leserinnen, die froh sind, der Teenager-Zeit entwachsen zu sein, dürften Schwierigkeiten haben, Zugang zu Raquels Welt zu finden.

ÜBER DIE AUTORIN

Rebecca Martin wurde 1990 in Berlin geboren und stammt aus einer britisch-australischen Künstlerfamilie. In dem Fernsehfilm "Guten Morgen, Herr Grothe" (2007) spielte sie die Rolle der Jennifer. "Frühling und so" ist Rebeccas erster Roman. Die 18-Jährige lebt in Berlin-Kreuzberg.

INTERVIEW MIT REBECCA MARTIN
Sie sind mit 18 Jahren eine sehr junge Autorin. Seit wann schreiben Sie und was bewegt Sie dazu?
Ich habe schon immer gerne geschrieben, zuerst vor allem für mich. Und hauptsächlich, weil es mir Spaß macht.
Woher nehmen Sie das Selbstbewusstsein und die Distanz, um so offen auch über Sex schreiben zu können?
Das kann ich nicht sagen. Ich schätze, das hat vor allem mit der Erziehung in allen Bereichen zu tun. Es sind aber durchaus auch Ängste damit verbunden; nicht nur über Sex zu schreiben, sondern überhaupt zu schreiben, also automatisch etwas von sich preiszugeben und damit in der Öffentlichkeit zu stehen.
Glauben Sie, Teenager sind heute weniger verklemmt und selbstsicherer als früher?
In meinem Freundeskreis empfinde ich die Jugend meist als selbstsicher und selten als verklemmt. Ich finde, das zeigt sich auch daran, wie man an seine eigene Sexualität herangeht und welchen Zeitpunkt man wählt. Ein Selbstbewusstsein, welches früher vielleicht durch den Druck der Gesellschaft ausgehebelt wurde.
Was haben Sie vor diesem Roman geschrieben?
Ich habe immer viel Tagebuch geschrieben, manchmal auch Gedichte und eine Handvoll Prosa. Ich habe den Prozess des Schreibens zwar immer genossen, ihn aber nie als zentralen Punkt in meinem Leben empfunden. Allerdings habe ich den Eindruck, dass Schreiben süchtig macht.
Ihr Buch Frühling und so erlaubt dem Leser einen tiefen Einblick in die Gedanken und das Leben der Protagonistin, einer jungen Frau in Berlin. Worum dreht sich Raquels Welt?
Vordergründig darum, einen Mann zu finden, der nicht nur ihren Ansprüchen gerecht wird, sondern sie auch dafür liebt, was sie ist. Aber dieses Jahr in ihrem Leben handelt auch davon, sich gesellschaftlich zu orientieren und überhaupt
herauszufinden, was sie vom Leben erwartet.
Wie sind Sie darauf gekommen, eine solche Geschichte zu schreiben?
Ich denke, besonders wenn man noch so jung ist wie ich, kann man am besten darüber schreiben, was einen selbst betrifft. Wenn ich davon erzähle, wie Raquel sich zum ersten Mal unsterblich verliebt, ist es natürlich hilfreich, dass ich mich vor nicht allzu langer Zeit selbst zum ersten Mal verliebt habe. Außerdem wollte ich eine Geschichte schreiben, mit der sich junge Mädchen identifizieren können. Und vor allem wollte ich von der Sehnsucht erzählen, jede Sekunde des Lebens so intensiv wie Karamellbonbons zu schmecken.
Wie entstand die Figur der Raquel?
Ich habe Raquel alles von mir mitgegeben, was ich konnte. Aber irgendwann hat sie sich verselbständigt und sich ihren eigenen Weg gebahnt.
Von Männern und Kuchen kann Raquel nicht genug bekommen. Haben diese zwei Leidenschaften vielleicht etwas gemeinsam? Oder tröstet der Kuchen, wenn es Probleme mit Männern gibt?
Essen ist mein größtes Hobby. Das hat Raquel von mir geerbt. Um auf die tiefgründige Ebene zu antworten - der Kuchen ist unbewusst sicher ein Ersatz, ob für Männer, Familie oder Schule; wie auch der Sex in gewisser Weise einen
Ersatz darstellt.
Gibt es noch mehr Parallelen zwischen Ihnen und ihr?
"Frühling und so" zeigt viele Motive meines Lebens. Es zeichnet ja das Bild eines Mädchen in einer Großstadt, so wie ich es bin. Und meine persönlichen Erfahrungen beeinflussen natürlich auch das, was Raquel fühlt und denkt. Die Entwicklung ihrer Figur während des Schreibens war überhaupt das Spannendste für mich. Würde man Raquel aber auf der Straße begegnen, wäre sie auf jeden Fall ganz anders als ich.
Raquel lässt sich manchmal auf Männer ein, die offensichtlich nur das eine wollen. Unterscheidet sie zwischen Liebe und Sex?
Prinzipiell unterscheidet sie schon, nur in solchen Momenten fällt ihr das schwer. Oft glaubt sie, durch Sex ihren Wunsch nach der Liebe eines Mannes zu ersetzen.