Am 21. Juni 2019 lädt das legendäre Hurricane Festival Musikliebhaber wieder ins niedersächsische Scheeßel. Doch bei einem der größten Alternative-Rock- und Pop-Festivals in Deutschland sucht man eines vergebens: weibliche Headliner. Ein Umstand, der sich ändern sollte, finden nicht nur wir.
In Zeiten von #MeToo und "Time's Up", überrascht eine Nachricht wie diese: Seit Kurzem ist bekannt, welche Bands und Solokünstler beim Hurricane Festival 2019 dem Publikum musikalisch einheizen werden. Weibliche Headliner sind allerdings nicht vorgesehen – so der aktuelle Stand.
Hurricane Festival 2019: Wo sind all die Frontfrauen hin?
Frauen in der Musikbranche – nach wie vor ein brisantes Thema. Das beweist ein Blick auf das Line-Up des dreitägigen Hurricane Festivals 2019. Die Foo Fighters, Mumford & Sons, The Cure und Die Toten Hosen wurden bereits Anfang November als Acts angekündigt. Nun ist klar: Auch US-Rapper Macklemore und die Band Tame Impala aus Australien sind dabei. Von weiblichen Headlinern aber keine Spur. Das sorgte bereits für Kritik und Gender-Inequality-Vorwürfe.
Für mehr Gender-Gleichheit in der Musikbranche
Der Veranstalter FKP Scorpio hat inzwischen reagiert, wenn auch nicht in aller Konsequenz und in der zweiten Bestätigungswelle immerhin für mehr Frauen-Power gesorgt. Zwischen den 30 neu angekündigten Acts finden sich jetzt neun, die teilweise oder komplett aus Frauen bestehen (darunter Christine & The Queens, Alma, Alice Merton, Steiner & Madlaina, Sookee und Black Honey).
Davor hatte es ein Statement von FKP Scorpio gegeben, in dem organisatorische Gründe für das anfängliche Ungleichgewicht angeführt wurden. "Dass sich unter den ersten 25 Künstlern keine Frauen befanden, hat einen einfachen Grund: Von den angefragten weiblichen Acts gab es bis zum Zeitpunkt der ersten Ankündigung keine finalen Zusagen […]", heißt es darin. Weiter wird betont, dass an "künstlerisch-musikalischer Diversität" gelegen sei. Doch gerade in dem für das Hurricane relevantem Musikgenre gäbe es noch nicht so viele Musikerinnen. Dennoch will die Konzertagentur weiter weibliche Talente fördern.
Frauen sollten sich vernetzen
Ob das ausreicht? Désirée Vach aus dem Vorstand des Verbands unabhängiger Musikunternehmen (VUT) und Chefin des Plattenlabels Snowhite Records sieht noch Handlungsbedarf. Dem Radioprogramm "deutschlandfunkkultur.de" teilte sie mit, dass es innerhalb der kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Musikbranche nur 5,5 Prozent gemischte Teams in den Führungsebenen der Firmen gibt. Insgesamt sitzen Frauen nur zu 7,4 Prozent in den Führungsetagen der Musikunternehmen.
Als Reaktion hatte der VUT schon 2015 das Netzwerk "Music Industry Women" gegründet. Das Ziel ist es, mithilfe eines Mentoring-Programms erfahrene Musikerinnen mit Neueinsteigerinnen zu vernetzen. So sollen junge Frauen, die in die Musikbranche wollen, Vorbilder erhalten.

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Weibliche Headliner sind bislang für das Hurricane Festival 2019 nicht gebucht.